Interview mit Tanja Koenigs - Die Designerin hinter LOTILDA

September 2024

Die renommierte Strickdesignerin aus Deutschland, Tanja Koenigs, hat sich durch die Kombination der traditionellen Kunst des Strickens mit modernen Ästhetiken eine einzigartige Nische geschaffen und sich als wahre Wegbereiterin in der Branche etabliert.

Es war uns eine große Freude, Tanja zu interviewen, um über ihren Werdegang, ihre Inspirationen und die Philosophie zu sprechen, die ihre innovativen Strickdesigns antreibt.

Können Sie uns etwas über sich und Ihren Hintergrund erzählen?

Zunächst einmal herzlichen Dank für die Einladung zu diesem Interview, liebe Wako. Als ich gehört habe, dass ihr mehr über mich als Designerin hinter LOTILDA erfahren möchtet, habe ich mich sehr gefreut und gerne erzähle ich ein wenig über mich ...

Mein Name ist Tanja und ich wohne mit meiner Familie am Rande von Bonn, sehr nah am Kottenforst, wo ich gerne auch mit unserer Labradorhündin Rosi spazieren gehe.

Aufgewachsen bin ich in Iserlohn und studiert habe ich Betriebsinformatik in Dortmund. Nach dem Studium bin ich 2000 dann nach Mannheim gezogen, um bei meinem absoluten Wunscharbeitgeber, der SAP in Walldorf, zu arbeiten. Der Liebe wegen hat es mich dann aber nach einigen Jahren nach Bonn gezogen.

Nachdem unsere beiden Töchter auf der Welt waren, habe ich zunächst noch einige Zeit in Teilzeit weiter in meinem Beruf gearbeitet. Zu der Zeit hatte sich mein Mann bereits mit einem kleinen Boutique-Hotel in Bonn selbstständig gemacht, wo ich nebenbei für die Buchhaltung zuständig war. Unsere jüngste Tochter ist ausgestattet mit einem Extra-Chromosom und irgendwann habe ich gemerkt, dass auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen und nebenbei ein behindertes Kind zu pflegen keine gute Idee ist und so habe ich mich dazu entschlossen meinen Hauptberuf aufzugeben.

Die Buchhaltung im Hotel allein hat mich aber nicht glücklich gemacht und so habe ich einen kreativen Ausgleich gesucht. Und das war im Prinzip auch der Beginn von LOTILDA.

Nach Corona und 15 Jahren in der Hotelbranche haben wir Ende 2022 unser Hotel geschlossen und ich arbeite nun wieder hauptberuflich in Teilzeit als SAP-Entwicklerin mit Schwerpunkt Travel Management bei einem IT-Anbieter in Bonn.

Im Raum stand zuvor auch eine 100%ige Tätigkeit als Strickdesignerin, aber das war mir letztes Jahr noch zu ungewiss und mit der Sicherheit eines festen Gehaltes kann ich einfach besser schlafen. Zudem ist es etwas anderes, wenn du „abliefern“ musst, weil die Miete fällig ist, da fehlt die Freiheit, das zu entwerfen, was man möchte.

Können Sie uns erzählen, wie Sie angefangen haben, Strickwaren zu entwerfen und Handstrickmuster bei LOTILDA anzubieten?

Zunächst hatte ich auf meinem Blog über das Nähen geschrieben. Auf einer Mutter-Kind-Kur habe ich dann einige Zeit später das Stricken wieder entdeckt, denn gestrickt hatte ich eigentlich schon mal in den 80er Jahren. Damals von meiner Oma gelernt, waren es ganz einfache quadratische Pullunder oder Pullover im Schachbrettmuster, eben typisch 80er.

Anfang 2015 begann ich also verstärkt mit dem Stricken und habe schnell festgestellt, dass die Designs, die mir gefallen, kaum in Magazinen zu finden waren. Gesucht habe ich nach grob gestrickten Oversize Jacken und Pullovern. Gar nicht mal ausschließlich aus Mohair, das kam erst später, als ich merkte, dass grob gestrickte Oversize Jacken am besten aus Mohair funktionieren. In die Optik und Haptik von Mohair habe ich mich dann zwangsläufig verliebt und habe mich sozusagen auf das Stricken mit Mohair spezialisiert.

Als autodidaktischer Typ habe ich mir mit den Jahren alles über das Stricken selbst beigebracht bzw. einfach ausprobiert. Im Vordergrund stand zwar zunächst immer ein Design, welches ich im Kopf hatte, aber ich war eher fasziniert von den Techniken, wie ich etwas stricken muss, um einen bestimmten Schnitt zu erhalten, eingeschlossen den Berechnungen, die dafür nötig waren. Geteilt habe ich das auf dem Blog und so entstanden meine ersten Modelle, die ich dort zunächst kostenlos geteilt hatte. Nachdem ich gemerkt habe, dass meine Designs offensichtlich nicht nur mir gefallen und ich so viel Zuspruch bekommen hatte, beschloss ich die ersten Anleitungen aufzuschreiben und in andere Größen zu gradieren und als Kaufanleitung anzubieten.

Seitdem tüftle ich ständig an neuen Designs und merke leider allzu oft, dass bei Grobstrick oft andere Regeln gelten. Die letzten Jahre waren also teilweise auch sehr harte Lehrjahre, die mir aber mittlerweile zugutekommen und ich von diesem Erfahrungsschatz profitieren kann. Dennoch braucht ein Design mitunter auch schon mal 1 bis 2 Jahre bis es (für mich) perfekt und bereit für eine Anleitung ist. Diese Tüftelei macht mir unglaublich viel Spaß.

Zum Glück gibt es aber auch Designs, die manchmal nur so über die Nadeln fliegen.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Strickdesigns?

Inspirieren lasse ich mich teilweise von den einfachsten Dingen, von der Natur, von der Umwelt, von Werbung, von Menschen auf der Straße oder aber auch von Luxus Stricklables. Generell gehe ich mit offenen Augen durch die Welt und sauge alles wie ein Schwamm auf. Meistens verbinden sich dann verschieden Dinge zu etwas und in meinem Kopf entsteht die Idee für ein neues Design. Manchmal ist es aber auch eine bestimmte Strickprobe, eine Garnkombi, die das Design bestimmt. So pauschal kann man das gar nicht sagen. Dabei entwerfe ich die Strickstücke in erster Linie für mich persönlich, weil ich z. B. gerade Lust habe etwas auszuprobieren oder weil ich dies oder jenes Strickstück dringend in meinem Kleiderschrank brauche. 

Welche Schlüsselelemente tragen Ihrer Meinung nach dazu bei, ein großartiges Strickdesign zu entwerfen?

In erster Linie steckt für mich sehr viel Liebe und Herzblut hinter jedem Modell. Wenn ich ein Modell trage, dann muss ich mich zu 100% wohl fühlen, das Herz muss hüpfen. Fast ebenso wichtig ist die Tragbarkeit. Was nützt das schönste Design, wenn man es im Alltag nicht tragen kann. Zwangsläufig gehört auch die Notwendigkeit dazu, nicht selten waren die besten Designs, die, die für einen bestimmten Anlass von mir entworfen wurden wie z. B. der MIKA Summer Cardigan zum Abiball unserer großen Tochter oder der schwarze ISA Cardigan, den ich für die Beerdigung unseres besten Freundes haben wollte. Genau genommen ist also das Design für ein bestimmtes Outfit entworfen worden.

Kommt dann noch die Liebe zum Detail gepaart mit klaren Linien, einer nahezu perfekten Verarbeitung in Verbindung mit erstklassigen Garnen hinzu, dann kann man, glaub ich, unabhängig von Modetrends, von einem großartigen Strickdesign sprechen.

Nicht zuletzt sind darüber hinaus auch großartige Designs, diese, die einen besonderen Schnitt haben, eine besondere Konstruktion wie beispielsweise der KIM V Neck Jumper mit seinen integrierten Ärmeln, die direkt von oben mitgestrickt werden.

Ich kann nur für mich persönlich sprechen, aber eigentlich kann man es runterbrechen … ein großartiges Strickdesign ist immer dann gegeben, wenn Passform und Materialen eine lange Tragbarkeit über Jahre ermöglichen, unabhängig von Muster oder Konstruktion.

Und schließlich, wie gefällt Ihnen die Arbeit mit Pearl Mohair von MAJO GARN? Und was ist Ihre Lieblingsfarbe von Pearl Mohair?

Meine Liebe zu Pearl Mohair lässt sich kaum verleugnen. Das erste Mal als ich das Garn in den Händen hatte und die erste Strickprobe gestrickt hatte, war es um mich geschehen und mein alt ersehnter Wunsch kam wieder hoch: Mit diesem Garn kann ich mir eigene Stricksets zu meinen Modellen vorstellen! Seit diesem Jahr arbeiten wir daran und können hoffentlich bald dazu mehr sagen ;o)

Ich persönlich bin ein erdiger Typ und so ziemlich alle Farben im Bereich Rosa, Lila und Grün lassen mein Herz höherschlagen, dabei variieren die Farbnuancen immer ein wenig. Besonders gerne kombiniere ich auch unterschiedliche Farben miteinander, so dass ein Melange Effekt entsteht, der je nach Lichteinfall unterschiedlich schimmert.

Wenn ich mich aber entscheiden müsste, dann würde ich mich für die Farbe Mauve entscheiden. Sie ist schon außergewöhnlich schön und besonders. Darüber hinaus hatte es mir dieses Jahr die neue Farbe Limeade angetan. Mit dem leichten Grünstich ist sie perfekt für mich. Ich hoffe, Majo bringt bald einige neue wunderbare Farben auf den Markt, die zukünftig in viele neue Designs einfließen dürfen …

Vielen Dank, Tanja, dass du deine inspirierende Reise und deine durchdachten Einsichten mit uns geteilt hast. Deine Leidenschaft und Kreativität gestalten weiterhin die Zukunft der Strickmode, und es war ein Privileg, in die Welt einzutauchen, die du so wunderschön geschaffen hast!

von MAJO GARN

  • ISA Cardigan
    Pearl Mohair - LILAC
  • SORA Blouse
    Pearl Mohair - ROSE
  • RITA Blouse
    Pearl Mohair - LILAC & POPPY
  • BIG JUNA Cardigan
    Pearl Mohair - PISTACHIO
  • KIRA Jumper
    Pearl Mohair - ALMOND & GRAPE
  • KIM V-NECK Jumper
    Pearl Mohair - MAUVE & POPPY
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Mit den Designs von Tanja - Marta Jumper & Big Juna Cardigan.